Dreifaches Pott Jost auf Altenas König Martin Schröder

Dreifaches Pott Jost auf Altenas König Martin Schröder

Martin Schröder ist das Abheben als Hobbypilot gewohnt. Da war es für ihn ein Klacks, von seinen Freunden aus der Kompanie Nette geschultert zu werden. Grandioser Jubel und Bierdusche überkamen den 29-Jährigen, als er mit dem 1953. Schuss den Adler herabgeschossen hatte.

Dem war ein zähes Ringen um die Flügel vorausgegangen. Noch mit dem linken am Torso ging der Adler als Reststück zu Boden. Als proklamierter Regent erwählte Martin Schröder Katja Grabowski zur Königin.

Um 15.18 Uhr war es entschieden. 24 Jahre hatte die Kompanie Nette warten müssen, um wieder einen König bejubeln zu können. Das taten die Mitglieder ausgeprägt. Kaum hatte Martin Schröder vor dem Haus Lennestein wieder festen Boden unter den Füßen, prasselte ein Gratulationsreigen auf ihn ein. Der bis gestern amtierende König Thomas Becker freute sich: „Der Martin ist einer, dem ich die Kette wirklich gern überreiche. Ein toller Typ, ein guter Freund!“

Seine Königskrone hängt an der Lohmühle, unweit der Kompanie Nette, der Martin Schröder seit sechs Jahren als Zugführer des vierten Zugs angehört. Einen wie ihn schätzt Kompanieführer Dieter Steinmann sehr: Gesellig, humorvoll und im Finanzwesen firm, denn Martin Schröder ist von Beruf Steuerberater. Und Peter-Wilm Schmidt ergänzt: „Ein junger Zugführer der ganz, ganz viel Power hat. Leute wie ihn brauchen wir.“ Bekannt ist er auch durch seine Mitgliedschaft im Luftsportverein Hegenscheid. Noch vor wenigen Wochen hatte er seinen Amtsvorgänger Thomas Becker spontan mit dem Flugzeug an der Nordsee besucht.

Viel konnte der überwältigte Neu-Regent kurz nach dem finalen Schuss gar nicht sagen - den Namen seiner Königin verriet er erst im Zelt.

Geduld war ein Thema, dass die Schützen, ihre Frauen und Freunde schon ab vormittag an den Tag legen mussten. Morgens war alles Schlag auf Schlag gegangen: Nur 15 Minuten nach dem Startschuss um 8.50 Uhr hatte Karl-Friedrich Seuster das Zepter geholt mit dem 68. Schuss. Volker Löttgers holte nur 40 Minuten später mit dem 149. Schuss die Krone. Patrick Schäfer vom „Frikadellenzug“ (Zug 4) der Kompanie Freiheit holte sich den Apfel um 10 Uhr. Bis um 14.14 Uhr passierte dann nicht mehr viel: Unzählige Splitter flogen zwar herab, doch der rechte Flügel wollte nicht fallen, bis Fabian Gerstäcker ansetzte und ihn mit dem 1883. Schuss abschoss.

Hauptmann Klaus Hesse hatte allmählich kribbelige Finger bekommen und Hans-Jürgen Lindenblatt, den Vorsitzenden der Schießstandkommission, kontaktiert. Adler-Bauer Jochen Harte machte sich auf den Weg, um schließlich die Vorbereitungen für den finalen Königsschuss zu treffen. Der verbliebene Flügel blieb dran und Sterne wurden auch nicht mehr montiert - alle Züge hatten bis dato bereits ihr Glück versucht.

Das war natürlich nicht ohne Späßchen abgelaufen: So hatte Kronen-Schütze Volker Löttgers 12 Bonner Freunde der Prinzengarde Dransdorf nach Altena mitgebracht. Deren rheinischer Zungenschlag sorgte immer wieder für Heiterkeit hinter dem Schießhäuschen, denn das „Verzälkehe“ konnte nicht jeder Altenaer auch verstehen. Löttgers selbst trägt in diesem Vorort der Bundesstadt Verantwortung im Elferrat des Karnevalvereins, kommt aber immer „wirklich immer“, zum Schützenfest in die Heimat.

Mit Blaulicht und eigenem Bollerwagen kam Dirk Denkhaus, nach Aussage seiner Kameraden vom 4. Zug Lennestein der Freiheit „der geilste Spieß der Welt“ zum Schießen. Hoch auf einem kleinen Thron wurde ihm gar ein leckeres Bierchen gereicht.

Wie viele Kilometer Hans-Jürgen Lindenblatt vor dem Schießhäuschen auf und ab gelaufen ist, bleibt wohl Schätzung. Doch immer, wenn der 65-Jährige mit dem Handy am Ohr hier stand, nahm er Kontakt zu Peter Krey im Zelt auf. „Kannst die nächsten auf den Weg zum Schießen schicken“, lautete das kurze und knappe Kommando und Musik und Schützen marschierten los.

Dass Gewehre heiß geschossen werden, soll vorkommen. Passierte gestern aber nicht. Schießmeister Dirk Niermöller war mit fünf Helfern aus Menden gekommen und hatte nach Aussage von Lindenblatt nicht nur so viel Munition dabei, „da hätte jeder Altenaer schießen können“, auch Reservegewehre waren vorhanden.

„Weil wir beim Schießen immer das Nachsehen haben, wollten wir ein Zeichen setzen.“ Das sagte Alexander Oustabassidis. Er war einer von knapp zwei Dutzend Schützen der Kompanie Mühlendorf, Zug II, die als Marine-Kapelle in entsprechenden Outfit an den staunenden Vogelstangengästen vorbeizogen. Während es so aussah, als tuteten sie in Posaunen, Trompeten und Klarinetten oder schlugen die Pauke, kam zackige Marschmusik aus einer „selbst gebauten Musikbox“. Auch die war in wochenlanger Arbeit „selbstgebaut“. Geprobt hatte die Truppe „ein halbes Jahr lang.“

Michael Wefer und Alex Grass hatten für den Zug 5 Muckebeutel in der Kompanie Freiheit den Burgaufzug naturgetreu nachgebaut. Sogar die „springenden Fische“ waren vorhanden, das auf und ab-Fahren wurde mit viel Jubel bedacht.

Ach, da war auch noch Sabrina Christ: Die Dame vom Stapelzug, Freiheit, Zug 2, hatte „die Haare schön“. Konkret: Eine grün-weiße Tönung im Haar, die wohl erst nach „mehr als zehn Kopfwäschen verschwindet.“

Abgerufen von come-on.de am 23.10.2015 um 18:04 Uhr

Zurück